Freitag, 21. Mai 2010

Morgens, halb sieben, in Ehrenfeld, die Auflösung

Mein Kioskmann ist doof. Er kennt seine Kunden nicht. Nicht mal die Stammkunden. „Machste mit nen Kaffee fertig,“ hörte ich heute morgen wieder, und diesmal habe ich sofort regaiert. Ich fühlte mich ein bisschen wie Amèlie Poulin, die dem Photomaten-Phantom auf die Schliche kommt. Ich ging ans Fenster und wollte ihn sehen. Er soll nicht länger das Morgens-halb-sieben-Mysterium zu sein. Ich bin bereit, ihn mir anzuschauen, die Magie des Nichtwissens zu zerstören. Die ist verrückt, werdet ihr denken. Ja, vielleicht ein bisschen, aber es war so ein herrliches Spiel. Nun ist es aus, denn ich habe ihn gesehen. Der Kaffeemann ist nun nicht mehr die mysteriöse Stimme, sondern hat ein Gesicht. Oder vielmehr eine schwarze Baseballkappe über einem Gesicht, dass ich nicht so gut erkennen konnte. Ich hatte Recht, mit der Vermutung, dass er Handwerker ist. Und dass er in ein Auto steigt, und dann mit seinem Kaffee losfährt. Handwerkskoffer in der einen Hand, Kaffee (schwarz übrigens), in der anderen, genauso hatte ich ihn mir vorgestellt.
Nun kann ich ihn mir nicht mehr vorstellen. Das Geschenkpapier ist ab.
Und von meinem vergesslichen Kioskmann bin ich enttäuscht.

Freitag, 14. Mai 2010

Morgens, halb sieben, in Ehrenfeld, die Fortsetzung

Jetzt wird`s mir langsam unheimlich. Ich beginne zu verstehen, dass es Menschen gibt, die immer mal wieder auf meinen Blog klicken, den aktuellen Text sehen, der seit Wochen derselbe ist, und dann enttäuscht die Seite zu machen. Ich habe Leser!!
Ich habe enttäuschte Leser?!? „Freundschaften muss man pflegen“. Leserschaften wohl auch?! Also, gibt es nun ein paar Worte. Keine Ahnung wozu, aber es wird Zeit. Auch für mich. Wie kann ich immer wieder behaupten, ich schriebe gerne, wenn seit Wochen „Morgens um zehn vor sieben in Ehrenfeld“ unter dem Schatten im Gemüsebeet geschrieben steht.
Oh, dazu fällt mir was ein, tiens! Ich war neulich beim meinem Kioskmann gegenüber, und wie wir mit der Bierflasche (die mit dem Brasilien-Deckel...) an der Kasse stehen, fällt mir ein, ich könnte ja mal fragen. Aus dem Fenster gucken, habe ich mich nie gewagt, vermutlich wäre das direkte Sehen mir ein Schritt zu weit. Als erstmal eine Beschreibung, oder vielmehr eine Bestätigung einholen. Also frage ich: „Hier kam immer, morgens gegen halb sieben, ein Mann, und wollte, dass du ihm einen Kaffee fertig machst. Der kommt gar nicht mehr?!“ „Was für ein Mann. Kaffee fertig?“ „Wie jetz? Ich höre, bzw. hörte doch morgens immer die Stimme, die ich hörte. Eindeutig ein Mann, der von dir einen Kaffee wollte. Nachher hörte ich eine Autotür zuschlagen.“ Nee, mit dem Auto gibt es keinen. Wenn es eine Frau, wäre wüsste ich sofort wen du meinst,“ kokettiert er, und ich rolle obligatorisch mit dem Augen. „Mach keinen Quatsch!“ Die ganze Welt weiß doch, was morgens um halb sieben in Ehrenfeld passiert (na ja, zumindest ein paar liebe Leser). „Vielleicht stimmt das mit dem Auto auch nicht, vielleicht war das nur zufällig in dem Moment als ich die Stimme hörte, dass irgendwo eine Autotür zuschlug. Aber da war doch definitiv ein Kunde, der regelmässig nen Kaffee wollte!?!“ „Vielleicht der Strassenfeger. Der kommt aber nicht jeden Tag. Der kommt nur dreimal die Woche so früh. Montags, Dienstags und Donnerstags kommt er von rechts. Dann nimmt er `nen Kaffee mit. Wenn er von rechts kommt, dann ist er zwei Stunden später dran. Dann nimmt er keinen Kaffee.“ Ich bin enttäuscht, und ein bisschen wie ein kleines Kind, dem man sagt, unter dem Weihnachtsmannkostüm steckt der Onkel Alfons. „Das haben wir nicht gehört, das Gespräch hat nicht stattgefunden, der Typ ist einfach total vergesslich, und kann sich seine Kunden nicht merken, es gibt ihn den Kaffee-Mann!“ möchte ich meinem Freund beim Rausgehen sagen.
Ich will nicht erwachsen werden.