Mein Kioskmann ist doof. Er kennt seine Kunden nicht. Nicht mal die Stammkunden. „Machste mit nen Kaffee fertig,“ hörte ich heute morgen wieder, und diesmal habe ich sofort regaiert. Ich fühlte mich ein bisschen wie Amèlie Poulin, die dem Photomaten-Phantom auf die Schliche kommt. Ich ging ans Fenster und wollte ihn sehen. Er soll nicht länger das Morgens-halb-sieben-Mysterium zu sein. Ich bin bereit, ihn mir anzuschauen, die Magie des Nichtwissens zu zerstören. Die ist verrückt, werdet ihr denken. Ja, vielleicht ein bisschen, aber es war so ein herrliches Spiel. Nun ist es aus, denn ich habe ihn gesehen. Der Kaffeemann ist nun nicht mehr die mysteriöse Stimme, sondern hat ein Gesicht. Oder vielmehr eine schwarze Baseballkappe über einem Gesicht, dass ich nicht so gut erkennen konnte. Ich hatte Recht, mit der Vermutung, dass er Handwerker ist. Und dass er in ein Auto steigt, und dann mit seinem Kaffee losfährt. Handwerkskoffer in der einen Hand, Kaffee (schwarz übrigens), in der anderen, genauso hatte ich ihn mir vorgestellt.
Nun kann ich ihn mir nicht mehr vorstellen. Das Geschenkpapier ist ab.
Und von meinem vergesslichen Kioskmann bin ich enttäuscht.
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