Freitag, 22. Juni 2012

15 Euro für kleine Weisheiten

Ich habe mich eben über mich selbst wundern dürfen. Ich komme mit dem Rad um die Ecke gesaust, auf dem Bordstein, der nicht der richtige ist, und sehe das Polizeiauto geparkt. Die Tür geht auf, eine junge Polizistin steigt aus, und ich- lächle. Ui, beim Falschmachen erwischt! Ich kann die junge Frau in dem unattraktiven olivgrünen Hemd freundlich anschauen. Sie schaut ein wenig skeptisch, dann lächelt auch sie. „Ach, das ist aber auch so verführerisch, sich hier an dieser Stelle nicht an die Regeln zu halten,“ sage ich. Sie klärt mich auf, dass Fahren auf der falschen Bordsteinseite zu den häufigsten Unfallsituationen führt. „Sie können die 15 Euro in bar oder mit der EC-Karte bezahlen.“ „Au ja, dann nehme ich die EC-Karte.“ Au ja, hab ich gesagt. Was ist da los mit mir? War mir vorher gar nicht aufgefallen, dass ich so gut gelaunt war. „Dann schieben Sie jetzt das Rad oder fahren Sie jetzt auf der richtigen Seite weiter.“ Jaja, echt ein blöder Job, den die da hat. Ich fahre weiter, plaudere an der nächsten Ampel noch kurz mit einem anderen Radfahrer, der sein Rad vorhin schön heuchlerisch an der Polizistin und mir vorbei geschoben hat. „Pech gehabt!“ bedauerte er mich. Dann will es mich überfallen. 15 Euro, das sind mehr als ich für eine Stunde arbeiten bekomme, das wären heute abend drei schöne Gläser Wein gewesen, davon könnte ich… Stopp! Gerade war ich noch so stolz auf meine Leichtigkeit, jetzt im Echo, will die Miesepeter-Stimme kommen!? Ich versuche meinen Kopf zu drehen. Die Polizei hat ja Recht. Meine Freundin hatte tatsächlich auf die Art einen üblen Unfall. Und jedes mal ist mir mulmig wenn ich an dieser unübersichtlichen Stelle auf der falschen Seite daher komme. Ich werde demnächst die Stelle umgehen, den Bürgersteig wechseln. Hey, vielleicht hat mich die Polizei gar vor einem künftigen Unfall bewahrt. Ich denke an Lola rennt. Was wäre passiert, wenn die Polizei da heute nicht gestanden hätte. Ich wäre morgen wieder dort lang gefahren und möglicherweise, hätte es morgen mal nicht gut gegangen. Lauter Gedanken, hin und her, und ich verstehe, wieder mal, wie sehr wir in der Lage sind, unsere Stimmung, unseren Blick auf die Welt, gut oder schlecht, weiter oder wolkig, Energie oder Depression selbst in der Hand haben. Pippi Langstrumpf hat es schon gewusst: „Ich mach mir die Welt wie sie -wie sie- wie sie- mit gefällt.“

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