Donnerstag, 18. März 2010

Frühlingsmorgens in der Kölner Südstadt

Frühlings-Schlendrian

„Frühling- Wo bleibst du?“ steht bei "Paul`s Schwester" (wer jetzt denkt: Paul kenne ich nicht. Erst recht nicht seine Schwester, dem sei gesagt: Kann man kennenlernen. Severinskirchplatz. Ein Suchspiel! ☺ )
Gestern ist er gekommen. Der erste Tag, an dem alles anders war. Man plötzlich früh morgens wach wird, und nicht mal grummelt, dass man aufstehen muss. Die Luft von draußen ist anders (so man ein Fenster aufhat), die Geräusche klingen wärmer und gedämpfter, die Winterstille ist vorbei, muntere Vogelstimmen machen einem Lust auf den Tag. Beim Kaffee hat man kaum Ruhe, überlegt schon fast das Getränk in einen Thermobecher zu füllen und draußen zu trinken, während man eine Station später in die U-Bahn steigt. Oder gar das Rad nehmen heute? Zum ersten Mal wieder?! Aber das Schönste kommt erst noch: Das Anziehen. Man macht mal wieder den Schrank auf, anstatt wieder und wieder die Klamotten vom Vortag und Vorvortag zu nehmen. Die Klamotten der letzten Wochen scheinen veraltert. Die Strumpfhose weglassen, die nackten Beine an der Hose spüren. Dem Hals mal wieder etwas Luft geben. Aber das Allerschönste: Die Winterjacke bleibt am Haken. Endlich nicht mehr sich verschnüren wie ein Päckchen, einfach lässig die „Übergangsjacke“ übergeworfen. Gestern sah man gar schon Menschen, die diese am Finger baumeln, über der Schulter trugen. Man sah gestern sowieso Dinge, die man Monate nicht sah: Menschen, die langsam gehen. Menschen, die wohl gedopt von diesem Gefühl Frühling, einander anschauen, wenn sie auf der Strasse vorübergehen, und ein unsichtbares Augenzwinkern zu tauschen scheinen, dass sagt: „Toll, nicht!? Endlich!“
Ich finde in der Südstadt ist der Frühling besonders schön. Sollte ich Nicht-Kölnern einen Ort empfehlen, an den sie an den ersten, diesen magischen Frühlingstagen gehen sollten, dann wäre das die Südstadt. Ich würde ihnen sagen: „Macht euch früh auf den Weg. Ohne Frühstück, ohne Kaffee. Denn den Ersten solltet ihr bereits draußen nehmen. Im Stehen, mit redseligen, bunt gemischten Menschen aus dem Veedel um euch herum. Dafür gibt es zwei Varianten. Beide Welten voneinander entfernt, aber auch wieder nicht.
Variante 1: Formula Uno. Caffé Latte trinken bei den Italienern. Im besten Fall hin und her pendeln zwischen drinnen und draußen. Auf dem Bürgersteig sitzend die morgendliche Welt beobachten, die in dieser kleinen sympathischen Strasse so gemütlich ist, Kaffee trinken, vielleicht die Morgenzigarette rauchen, die Morgenzeitung blättern, gähnen. Hineingehen, noch einen Caffé bestellen, dabei mit einem Menschen an der Theke ins Gespräch kommen, den zweiten Kaffee von mehr Worten begleitet an der Bar trinken, langsam munter werden.

Variante 2: Den ersten Kaffee bei Bäckerei Merzenich nehmen. Da geht man nicht wegen dem guten Kaffee hin. Den hast du in Variante 1. Aber bei Merzenich hast du den perfekten Beobachtungsposten. Hier siehst du alle und alles. Den Frühaufsteher-Rentner, der sich hier zu seiner Frühaufsteher-Frühstückrunde trifft. Menschen, die wohl auf etwas warten (zum Beispiel auf einen Arztbesuch), und dies hier bei einer Tasse Kaffee und einem Käsebrötchen tun. Bei Merzenich bist du inmitten von allen. Handwerker, die ein Fleischwurstbrötchen verschlingen, Schulkinder, die eine Capri Sonne kaufen, Mütter, die ihren Kleinen ein Rosinenbrötchen in die Hand drücken. Und du bist am Verkehrsknotenpunkt. Direkt am Chlodwigplatz, hier muss jeder vorbei. Es ist ein schönes Gefühl die Menschen, die zur Arbeit müssen, von seinem Stehtischchen aus beobachten zu können und zu wissen: Ich muss nicht zur Arbeit. Ich kann hier stehen und euch zuschauen. Das ist das Merzenich-Gefühl.

Nachdem Variante 1 oder 2 hinter einem liegt, könnte man erstmal ein paar Schritte gehen. Vom Formula Uno aus zum Beispiel in Richtung ....

Wenn es dann langsam Zeit für s Frühstück wird, fallen mir wieder mindestens zwei Varianten ein. Die gibt es vielleicht morgen. Hoffentlich auch noch ein Frühlingstag.

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