Mittwoch, 3. März 2010

Neuland

Neuland

Veränderungen...
Ich bewege mich auf neuen Plätzen, ich werde neu bewegt. Es ist etwas, ganz viel, hinzugekommen. Ein neues Leben, was vorher ohne mich lebte. In einer anderen Stadt, mit anderen Menschen um sich. Anderen Frauen wurde aus diesem Leben erzählt. Nun erfahre ich davon. Nun teile ich es. Viele neue Namen sind in meinem Kopf. Wenn auch noch gesichtslos, „kenne“ ich plötzlich gleich zwanzig Menschen mehr. Freunde, Arbeitskollegen, Familie. Ich bekomme Geschichten, wie aus einem Buch vorgelesen, mache mir meine Bilder dazu.
Und ich? „Die Welt mit vier Augen sehen“, sagte ich. Wenn ich etwas sehe, dann denke ich ans sofortige Mitteilen. Und selbst wenn ich nicht mitteile, dann schaue ich für zwei. Denke, und erlebe es für zwei. So doppelt sich auch die Freude. Und irgendwie scheinen die Augen durch diesen mir neuen Menschen, einen Focus gewonnen zu haben. Sie schauen besonders gut hin, wenn es Schönes zu sehen gibt. Auch Trauriges nehmen sie auf. Alles, was rührt, zieht sie an. Ich fotografiere den Hund, der traurig vor dem Supermarkt sitzt, schreibe sms über zwei Schwäne auf dem See, schicke ein Lied, ein Brief erzählt von einem alten Paar in Cowboystiefeln, und von Ingrid, die meinen Namen in ihr Tagebuch schreiben will.
Ich rede und teile, rede vielleicht zu schnell. Alles, was schön war, lasse ich heraus. Aber ich beginne zu verstehen, dass nicht alles teilbar ist. Ich muss manches für mich behalten.
Der Mann, als mein Partner, ist Neuland für mich. Ich bin naiv. Tapse einfach hindurch, und denke sein Land lässt sich ebenso durchwandern wie meines. Ich erlebe, dass der nächste, ganz unbedacht gesetzte Schritt eine Fallgrube sein kann. Ich kann auf einen knackenden Ast treten, und wecke den Löwen auf.
Im Neuland zu sein, heißt Fremdes zu entdecken. Es gibt Landstriche, die gefallen mir nicht. Sie sind so anders als in meiner Welt. Ich möchte sie neugierig anschauen, sie erkennen und verstehen, und letztendlich respektieren.

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