Sonntag, 7. Februar 2010

Noch mehr Allalei

Ich denke nach, was ich da eigentlich eben berichtet habe. War da irgendetwas Berichtenswertes drin? Irgendein Informationswert? Nein. Ich hoffe wenigstens, es fanden sich Spuren von Unterhaltungswert. Und ich fürchte, es wird so weiter gehen. Denn es findet sich gerade kein roter Faden.
Wenn es also eh keine rotgefädelten Geschichten gibt, dann kann ich ja weitermachen mit meinen Überlegungen, an welche Orte ich gerne in Paris gehen möchte. Ich könnte mir vorstellen morgen früh auf den Markt in der Rue Mouffetard zu gehen. Unten am Ende der bevölkerten Marktstrasse ein bisschen Gesang, Akkordeon und Tanz bewundern und dann in das schöne Café, „Le Bourgogne“ gehen und einen Brief schreiben. Oh nein, mir fällt was Besseres ein: Auf dem Mouffetard-Markt war ich schon so oft. Ich glaube mir ist vielmehr mal nach dem Markt auf dem Boulevard, der zur Bastille hinführt. In der Gegend war ich lange nicht mehr.
Gibt es etwas, was ich essen möchte? Ausser natürlich Baguettes in jeglicher Form (aux céréales, aux figues, aux noix, bien cuit, une tradition, usw....). Ein Stück tarte. Ein crumble aux pommes, eine tarte normande. Ich sollte mich auch mal ausprobieren in dem grenzenlosen Joghurt-Angebot. Ich kann kälteperiodenlang vor dem Kühlregal stehen. So lange kann es dauern, bis man sich einen Überblick über die verschiedenen Varianten gemacht hat. Joghurt pur, achtmal verschieden, je nach gewünschtem Fettgehalt. Gerührt, fest oder als Mousse aufgeschäumt. Joghurt mit Früchten. Da vervielfacht sich das Angebot, denn es gibt ja so viele Früchte. Vervielfachen tut sich das ganze dann noch mal durch die verschiedenen Fettstufen. Auch beim Design des Bechers kann ich mir unter vielen einen Liebling auswählen. Klassisch im Plastikbecher hoch, im Plastikbecher flacher, mit mehr oder weniger drin. Im durchsichtigen Plastikbecher oder gar im Glas. Im Gross- oder Kleinfamilienpack oder, fast schon selten in Frankreich, einzeln. Dann die Joghurts, die man schon fast kaum noch Joghurt nennen möchte, wenn sie nach Apfelkuchen, Zitronentarte oder Weisser Schokolade schmecken. Die klassischen Desserttöpfchen gibt es auch, und machen mir die Wahl immer besonders schwer. Da gibt es zum Beispiel café liègeois, Mousse au chocolat, crème caramel, crème brulée. (O je, ich bekomme gerade ganz grosse Lust auf was Süßes!). Meistens kaufe ich mir nichts von alledem. Mir reicht schon die Auswahl nach dem für mich idealen Fromage blanc. Danach bin ich schon so erschöpft, dass ich zu mehr Entscheidungen nicht mehr in der Lage bin. Fromage blanc ist übrigens so etwas wie Quark. Aber rutscht viel besser runter als unser trockener Magerquark.
Paris ist überhaupt für mich eine Qual der Entscheidungen. Welcher Joghurt? Welches Baguette? Welches Café? Welche Richtung? Rechts oder links? Metro oder Bus?
Schon oft machte mich das gar nicht froh, sondern überforderte mich total. Ich sollte in solchen Momenten einfach MACHEN. Zu einem Joghurt greifen, auch wenn ein anderer vielleicht noch besser schmecken könnte, in das Café gehen, vor dem ich seit zehn Minuten stehe und zögere, auch wenn der Café da überteuert ist, und ich nicht weiß, ob die Atmosphäre mir tatsächlich zusagt. Ich will jetzt mal zackiger werden. Das nehme ich mir fast jedes Mal vor, wenn Paris vor mir liegt. Immer wieder scheitere ich.
Aber diesmal bin ich nicht alleine unterwegs.... Das sollte mich stärken.
Es ist jetzt viertel vor sechs, kurz vor Brüssel und ich kann schon ziemlich viel von meinem Gesicht im Fenster sehen. Die letzte Zugstunde wird es also nichts mehr mit Rausgucken. Macht nichts. Zwischen Brüssel und Paris gibt es eh nichts zu sehen. Das ist der ideale Moment um ein wenig die Augen zu schließen. Die sind auch gerade müde. Müssen ja für zwei gucken...

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