„Machst du mir nen Kaffee fertig“!? Bitte díesen Satz in schönstem Kölner Dialekt, von einer tiefen Herrenstimme gesprochen, lesen. Diesen Satz höre ich jeden Morgen, pünktlich um halb sieben. Gefolgt von dem Geräusch einer Autotür, die auf- und dann wieder zugemacht wird. Gefolgt von der Klingel des Kiosks, die beim Ein- und Austreten erklingt. Kurze Zeit später wird ein Motor gestartet und manchmal höre ich noch ein paar Wortfetzen.
Mir fällt das jetzt seit einer Woche auf. Ich weiß nicht, ob es das vorher nicht gab, oder ob ich die Stimme vorher einfach überhört habe. „Machst du mir nen Kaffee fertig!?“ immer derselbe Ton, immer dieselbe Melodie, immer dieselben Worte. Warum sagt er nicht mal: „Tust du mir nen Kaffee?“ (wir sind doch schließlich in Köln!), oder „Ich brauch nen Kaffee“ oder, und das fände ich das Natürlichste : „Wie immer.“ Oder „Du weißt ja Bescheid!“ Jeden Morgen gibt er, als sei es das erste Mal die Erklärung ab, dass er einen Kaffee möchte. Das weiß der Kioskbesitzer doch längst. Vermutlich hat er um halb sieben bereits den fertig gemachten Kaffee in der Hand. Überhaupt „Machst du mir nen Kaffee fertig!?“ Was ist daran fertig zu machen? Fertig ist er längst. Steht in der gläsernen Kanne, in die er vor vielleicht einer Stunde langsam hinein tröpfelte. Fertig ist er, wenn er in einen Becher gefüllt ist. Vielleicht sogar schon so, wie der Kaffeetrinker ihn haben möchte. Mit Milch oder ohne. Mit Zucker oder ohne.
Irgendwann werde ich morgens mal aufstehen, mich weit aus dem Fenster lehnen, um zu sehen, wer der Kaffeebesteller ist. Ich habe schon ein gutes Bild von ihm. Ein Mann um die vierzig, vermutlich ein Handwerker, ein freundliches Gesicht, aber auch unnahbar. Ich möchte auch den „fertigen Kaffee“ sehen. Vielleicht ist es kein gewöhnlicher Kaffee zum Mitnehmen. Vielleicht hat er seine Spezialtasse, einen Thermobecher, oder nur einen Plastikbecher, den er gleich auf der Stelle wegschluckt. Denn lange hält er sich ja nicht auf. Nur solange, bis der Kaffee fertig gemacht ist.
Sein Ritual, und das Ritual des Kioskbesitzers wird zu meinem Ritual.
Und man fragt sich, ob ich zuviel Zeit habe... ☺
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