Montag, 14. September 2009

Was ich sehe

Meine Begeisterung für die Stadt, deren Name träumen lässt, ist irgendwie verschwunden. Ich finde sie nicht wieder. Obwohl ich an den schönsten Ecken nach ihr gesucht habe. Am Place des Vosges, im Innenhof des schönen schwedischen Kulturinstituts, in meinem Lieblingskaufhaus, sie bleibt unauffindbar.
Die besonderen Momente, die ich manchmal hier erlebe, spielten sich dort auch nicht ab. Doch, einen gab es. Im Bus. Mittlerweile fast mein Lieblings-Ort in Paris. Schön langsam wird man an allem vorbeigefahren. Ist mittendrin, so eng sind manchmal die Strassen, so nah die Fußgänger und das Leben vor der Scheibe. Die Busfahrer sind erstaunlich freundlich und die Passagiere im Bus wirken entspannt. Darum nehmen sie wohl auch den Bus. Wären sie gehetzt nähmen sie die schnelle Metro.
Ich steige also in den Bus, zusammen mit anderen. Der Bus ist dreiviertel voll. Ich sitze und neben mir steuern zwei ältere Menschen auf die Sitzbank an. Sie kommt von hinten, er von vorne. Sie lässt ihn vor. Er zögert. Will durchrutschen ans Fenster, schaut aber noch um sich nach einem, ihm sympathischeren Platz. „Ah non, je vais là,“ sagt er und will sich an ihr vorbeidrücken an einen Platz weiter hinten. Dann überlegt er es sich noch mal und will doch auf die Sitzbank neben mich, wo die Frau immer noch von seinen Launen hin und herbewegt wird. Sie lässt ihn also durchrutschen, sagt aber noch: „C est votre dernier mot?“ Toll!! Ich bin begeistert. „Ist das ihr letztes Wort?“ fragt sie ihn. Nicht kampflustig, ganz sachlich, und damit hat sie vollkommen recht. Das liebe ich an den Parisern. Sie sprechen. Sie sprechen mit Fremden. Das passiert uns doch eher selten. Da muss uns schon jemand auf dem Fuß stehen, bevor wir ihn ansprechen. Ay!

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